Der Schakal by Frederick Forsyth

Der Schakal by Frederick Forsyth

Author:Frederick Forsyth [Forsyth, Frederick]
Language: deu
Format: epub
Published: 2012-08-05T16:00:00+00:00


ELFTES KAPITEL

Kurz vor Mitternacht kam Oberst Saint Clair de Villauban nach Hause. Die letzten drei Stunden hatte er damit verbracht, seinen Bericht über die Besprechung im Innenministerium, den der Generalsekretär anderntags schon am frühen Vormittag auf seinem Arbeitstisch vorfinden sollte, fein säuberlich auf der Maschine zu schreiben. Er hatte sich mit der Formulierung beträchtliche Mühe gegeben und zwei Entwürfe zerrissen, bevor er daran ging, eigenhändig die Reinschrift der endgültigen Fassung zu tippen. Es irritierte ihn zwar, sich mit der ihm ungewohnten manuellen Tätigkeit des Maschineschreibens abgeben zu müssen, brachte aber den Vorteil mit sich, daß auf diese Weise keine Sekretärin etwas von dem Geheimnis erfuhrein Umstand, auf den im Hauptteil seines Berichts hinzuweisen er denn auch nicht versäumt hatte - und das Dokument zudem bereits in aller Frühe vorgelegt werden konnte, was, wie er hoffte, höheren Orts nicht unbemerkt bleiben würde. Mit einigem Glück konnte das Schriftstück schon eine Stunde, nachdem es der Generalsekretär gelesen hatte, auf dem Schreibtisch des Präsidenten liegen, und auch das würde ihm gewiß nicht zum Schaden gereichen.

Er war in der Wahl seiner Worte besonders sorgfältig verfahren, um seine Mißbilligung der Tatsache durchblicken zu lassen, daß eine so gravierende Angelegenheit wie die Sicherheit des Staatsoberhaupts in die Hände eines einzigen Polizeikommissars gelegt worden war, den Ausbildung und Erfahrung doch wohl eher zum Überführen kleiner Gauner und anderer Übeltäter prädestinierten, denen es an Verstand oder Talent oder auch an beidem mangelte. Es wäre ungeschickt gewesen, allzu deutlich zu werden, denn womöglich fand Lebel seinen Mann sogar. Falls ihm dies jedoch nicht gelang, würde es sich gut ausnehmen, daß es jemanden gab, der alert genug gewesen war, die Klugheit der Wahl Lebels frühzeitig zu bezweifeln.

Während er über den ersten beiden Entwürfen brütete, die er handschriftlich notiert hatte, war er zu dem Schluß gekommen, daß die vorteilhafteste Taktik für ihn die sei, der Ernennung des avancierten Schutzmannes zunächst keinen offenen Widerstand entgegenzusetzen, da sich die Konferenzteilnehmer ohne Einspruch auf ihn geeinigt hatten und er stichhaltige Gründe nennen müßte, wenn er dagegen opponieren wollte, andererseits aber die ganze Unternehmung aus der Sicht und im Auftrag des Präsidialsekretariats aufmerksam zu verfolgen und auf Unzulänglichkeiten der Ermittlung, wann und in welchem Ausmaß auch immer sie sich zeigen sollten, als erster mit gebührendem Ernst hinzuweisen.

Seine Überlegungen, wie er sich am besten über Lebels Vorgehen auf dem laufenden halten könnte, wurden durch Sanguinettis Anruf unterbrochen, der ihn davon unterrichtete, daß der Minister beschlossen habe, unter seinem Vorsitz allabendlich bis auf weiteres Lagebesprechungen abzuhalten, um sich von Lebel über den Fortgang der Aktion informieren zu lassen. Saint Clair war über diese Nachricht hoch erfreut gewesen, hatte sie sein Problem doch für ihn gelöst. Mit einem in den Dienststunden spielend zu bewältigenden Minimalpensum an täglicher Vorbereitung würde er abends in der Lage sein, dem Detektiv unbequeme Fragen zu stellen und den anderen zu beweisen, daß man sich zumindest im Präsidialsekretariat des Ernstes wie der Gefahr der Lage vollauf bewußt war.

Er selbst hielt die Chancen des Mörders, wenn es ihn überhaupt gab, für außerordentlich gering. Die zum



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